Fotos: Frank Hennig
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Bericht Wiesbadener Kurier vom 23.01.2006
1200 Narren feiern “Fidele Elf”
Große Jubiläums-Prunksitzung anlässlich des 50-jährigen Bestehens
Von Alice Lanzke
WIESBADEN Mit einer großen Prunksitzung hat sich die “Carnevalsgemeinschaft Fidele Elf” selbst das schönste Geschenk zum 50-jährigen Bestehen gemacht. Im großen Saal der Rhein-Main-Hallen versammelten sich gut 1 200 Gäste, um beim närrischen Treiben dabei zu sein.
Einen farbenfrohen Augenschmaus bot schon der feierliche Einmarsch der Garden. “Das ist doch ein wunderbar buntes Bild auf der Bühne”, brachte Sitzungspräsident Wolfgang Weimann es auf den Punkt, um gleich darauf das Motto der Kampagne zu proklamieren: “Brillant erstrahlet hell und klar der `Elfer Narr´ im Jubeljahr.” Der Dacho-Vorsitzende Werner Mühling verwies dagegen auf das soziale Engagement der Carnevalsvereine: “Wir tun viel für ältere Menschen und für Kinder – das ist quasi Sozialarbeit zum Nulltarif.”
Nach dem Einzug des Kinder-Prinzenpaares ging es gleich weiter im dichten Programm. “Die singenden Kellermeister” aus Kastel schafften mit Liedern über schöne Mädchen und den Fußball schon zu Beginn eine ausgelassene Atmosphäre – Mitschunkeln und Mitklatschen ausdrücklich erwünscht. Mehr für das Auge war dann der Auftritt von Funkenmariechen Kathrin Kress im roten Can-Can-Kostüm – ihr letzter in dieser Funktion nach elf Jahren.
Politischer wurde es bei Erhard Grohm vom MCC. Merkel, Stoiber, Lafontaine – bei Grohm bekamen alle ihr Fett weg. So abwechslungsreich ging es dann auch weiter: Musikalische Darbietungen wie von den “3 Tenören” aus Bretzenheim und den “Auringer Buben” wechselten sich ab mit den Bütten-Reden so bekannter Carnevalsgrößen wie Georg Eger, Michael Emmerich, Hans Peter Betz, Hildegard Bachmann, Thomas Klumb oder Hans Joachim Greb. Dazwischen immer wieder Auftritte hauseigener Tanzgruppen, bei denen sich, so Sitzungspräsident Weimann, “die Herren die Brille putzen sollten”.
Ein Höhepunkt des Abends war sicherlich der Auftritt von Stimmungssänger Stephan Pfeifer, der mit Hits wie “Country road” oder “Que sera sera” den Saal zum Tanzen animierte.
Bis in die Nacht ging das närrische Treiben, ausklingend mit dem Auftritt der “Fetenkracher” aus dem Ruhrgebiet – eine wilde Party für einen 50. Geburtstag.
Bericht Wiesbadener Tagblatt vom 23.01.2006
Fidele Elf in der ersten närrischen Liga
Jubiläums-Prunksitzung unter einem guten Stern / 1300 Besucher in der Rhein-Main-Halle
Von Kurt Buchholz
Im Fastnachtshimmel mögen sie sich die Augen gerieben haben am Samstagabend. Fünf Stunden lang verschoss die Fidele Elf ihr Pulver in der festlich herausgeputzten, restlos ausverkauften Rhein-Main-Hallen-Narrhalla, die Fastnacht allererster Güte sah. Ein vergnüglicher Augen- und Ohrenschmaus, der 1300 närrische Mitstreiter von der ersten bis zur letzten Minute in Begeisterung und Hochstimmung versetzte.
Wenn die Fidele Elf den Narrenruf erschallen lässt und sich die Fastnachtskapp aufsetzt, lacht der Narrenhimmel. Blank geputzt und heiter, wie sich´s gehört. Gelegentlich aufziehende “Schauer”, die es schon mal gibt, sind schnell vergessen, wenn der quicke, moderate Sitzungspräsident Wolfgang Weimann zum Ruder greift, um das Narrenschiff mit Charme und brillanter Rhetorik durch alle Fährnisse und Klippen der fastnachtlichen Live-Schau zu steuern. Ein Profi und Muntermacher, der stets den richtigen Spruch drauf hat, und dem es mühelos gelingt, kräftigen Wind in die närrischen Segel zu blasen.
Da springt auch der berühmte zündende Funke schnell über auf das närrische Auditorium im Saal, das mitsingt, unaufhörlich klatscht und schunkelt, dass die Wände der Rhein-Main-Halle nur so wackeln. “Hier am Rhein geht die Sonne nicht unter…” Schon gar nicht, wenn die “Elfer”, die in der ersten närrischen Liga Sitz und Stimme haben, feiern und kräftig dabei sind, ihr Top-Image blank zu putzen. In der großen Jubiläums-Sitzung an diesem Samstagabend, zu der sich auch Stadtverordnetenvorsteherin Angelika Thiels, Oberbürgermeister Hildebrand Diehl und der Dacho-Vorsitzende Werner Mühling eingefunden haben, gelingt das auf Anhieb.
Stimmung und Schunkelseligkeit gleich von Anfang an: Als die Garden und Kapellen mit 290 (!) Mann unter den Klängen des Narrhalla-Marsches im vierfarbbunten Defilee einziehen, gleicht die närrische Arena augenblicklich einem Hexenkessel. Helau-Rufe für den Elferrat und das Kinderprinzenpaar, frenetischer Beifall für die Musiker der Kasteler Jokusgarde und der Prinzengarde, die mit Pauken und Trompeten sofort auf akustische Tuchfühlung gehen, Applaus für die singenden Kellermeister aus Kastel, die das närrische Volk musikalisch auf Vordermann bringen.
Als Kathrin Eller-Bellersheim, seit elf Jahren das hübsche Tanzmariechen der Fidelen Elf, mit Anmut, tänzerischer Eleganz und Partner Alexander Tonhauser über die Bühne wirbelt, jubeln die Zuschauer im Saal. Das gleiche wiederholt sich, als die bunt kostümierten Küken der Kleinen Showtanzgruppe die Herzen schmelzen lassen (“Ich wär´ so gern ein Fastnachts-Clown, der lacht und auch mal weint”) und “Die drei Tenöre” aus Bretzenheim stimmgewaltige Glanzlichter setzen.
Dreizehnhundert Narren im Saal, dem Wolfgang Schmidt und sein Team ein ansehnliches närrisches Make-up verordnet haben, sind begeistert und zeigen das auch. Der Beifall will kein Ende nehmen.
Da hat auch Erhard Grohm leichtes Spiel. Der spritzige Büttenvortrag des scharfzüngigen Protokollers vom Mainzer MCC verrät Geist, Esprit und einen gehörigen Schuss Selbstironie. Die Art und Weise, wie er den Politikern die Leviten liest (“Pack schlägt sich, Pack verträgt sich”) und das Zeitgeschehen glossiert – das alles sitzt wie maßgeschneidert, hat närrisches Format. Auch Georg Eger in der Rheingauer Winzerrolle bastelt eine närrische Pointe nach der anderen und erweist sich als rhetorisches Schwergericht. Zum Thema Vogelgrippe flachst der Büttenstar, der selber Winzer und somit vom Fach ist, endlich seien “die Kastelruther Spatzen in Quarantäne”. Raketen und Zugabe-Rufe für ihn wollen fast kein Ende nehmen.
Kein Blatt vor den Mund nimmt Michael Emmerich, der als “typisch deutscher Autofahrer” daher kommt und die Lacher sofort auf seiner Seite hat. Oder Hans Peter Betz, der Gutenberg, der als “erstes Denkmal mit einem Computer” Sympathien einheimst. Ein schelmischer Erzkomödiant, wie er im Buche steht. Selbstkritisch, ironisch, nie verletzend. “Bei uns ist manche Fledermaus besser geschützt als der Verbraucher”, merkt der Gonsenheimer zum Fleischskandal an und erntet eine närrische Rakete nach der anderen.
Auch Hildegard Bachmann, die als “närrische Oma” mit unnachahmlichem Wortwitz in der Bütt brilliert, steckt voller Pointen. Nicht minder in Form Thomas Klumb mit seiner Festrede auf die fünfzig Jahre alt gewordene Fidele Elf. “Schwarz ist die Farbe der CDU, weil die Unschuld weiß ist”, belehrt er das närrische Auditorium.
Schwung und Stimmung mit den “Auringer Buben”. Ihr “Humba-humba-täterää” reißt das närrische Fußvolk regelrecht von den Stühlen. Da haben es auch die schmucken Tanzgardistinnen, das Show-Ballett der Fidelen Elf und die vereinseigenen Balletteusen mit ihrem eigens einstudierten Jubiläumstanz nicht schwer, auf der Bühne mit Bravour zu bestehen. Stimmungssänger Stephan Pfeiffer gelingt es ebenso mühelos, die Wogen der Fröhlichkeit kräftig anzuheizen. Als Kokolores-Conferencier Hans Joachim Greb zu mitternächtlicher Stunde in herrlicher Maskerade die Bütt erklimmt und mit köstlicher Wortklauberei von seiner Midlife-Crisis berichtet, bringen ihm die Fidelen Elfer stehend Ovationen dar. Stimmung pur, die beim Finale nur noch von den “Fetenkrachern” übertroffen wird.
Zu Ende geht die Sitzung: 0.30 Uhr. Die Schlacht ist geschlagen, die Helden sind müde. “So ein Tag…” Fidele Elf hat Ruh´.